Naturschutzring Waldsiedlung e.V.
Mitglied in der Hessichen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz im Naturschutzfond Wetterau e.V.
Flora und Fauna
Die Pflanzen- und Tierwelt in der Umgebung von Altenstadt-Waldsiedlung
von Dipl. Biologe Dr. Hans-Jörg Wilhelm
Einleitung
Heute, wie vor 25 Jahren, ist die Forderung nach Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen unüberhörbar. Wenn auch wirtschaft-liche Schwierigkeiten und Begehrlichkeiten scheinbar zu einer Zurückdrängung des ökologischen Gedankens führen, müssen doch die gesellschaftlichen Anstrengungen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes unvermindert fortgesetzt werden. Angesichts der immer deutlicher werdenden Folgen des globalen Klimawandels wäre sogar ein verstärktes Engagement von Nöten.
Wenn der Staat, in Zeiten leerer Kassen, keine zusätzlichen Finanzmittel für Naturschutzmaßnahmen bereitstellen kann, müssen wir, die Bürgerinnen und Bürger, einen Solidarbeitrag für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten. Das haben die Vielen getan, die uns in den letzten 25 Jahren durch ihre Mitgliedschaft im Naturschutzring Waldsiedlung unterstützt haben.
Biotope und Pflanzengesellschaften
Die Waldsiedlung und ihr Umland bestehen aus drei Biotop-komplexen:
die Ortslage, geprägt durch Hausgärten und Gewerbeflächen; die umgebenden Wälder im Süden und Westen;
der GLB „Lichter Platz und Heegkopf“;
die Auewiesen entlang der Nidder und Streuobstflächen und Äcker.
Das Klima Mitteleuropas mit seinen mäßig warmen Sommern und seinen relativ milden Wintern fördert den Baumwuchs und so wäre unsere Heimat ohne das Wirken des Menschen ein einheitliches Waldgebiet.
Die vorherrschenden Waldtypen sind die sommergrünen Buchen- und Eichenwälder, sowie die Auenwälder unserer Flüsse.
Die Hauptbaumart unserer heimischen Wälder ist die Buche. Aus ihr würden sich auch die meisten natürlichen Waldgesellschaften im Gebiet der Waldsiedlung aufbauen. Solche natürlichen Wälder gibt es aber nicht mehr, stattdessen ist unser Ort von Forsten umgeben. Dabei dominieren Eichenmisch- und Fichtenwälder. Daneben sind Buche und Kiefer als wichtige Baumarten vertreten. In den feuchteren Bereichen finden sich auch Esche, Ulme und Bergahorn. Eine besonders prächtige Ulme konnte als „Naturdenkmal“ ausgewiesen werden.
Die Pflanzen der Krautschicht erlauben eine genauere Zuordnung der Waldflächen zum pflanzensoziologischen System. Die wichtigsten Waldgesellschaften sind zum einen der Waldmeister – Buchenwald und der Hainsimsen – Buchenwald. Der Hainsimsen – Buchenwald wächst auf eher sauren, nährstoffarmen, der Waldmeister- Buchenwald stockt hingegen auf frischen, nährstoff- und basenreichen Böden.
Der 1988 ausgewiesene Geschützte Landschaftsbestandteil (GLB) „Lichter Platz und Heegkopf“ ist ein vielfältig strukturierter Biotopkomplex. Hecken, Weichholzwäldchen aus Zitterpappeln und Bruch- und Salweiden wechseln mit Kiefernwäldchen. Eine Mähwiese und Ruderalwiesen kommen ebenso vor wie Steinriegel und Trümmerstellen aus Resten der ehemaligen Bunkeranlagen. Das Herzstück bildet jedoch der Feucht- und Nasswiesenbereich.
Der kleinräumige Wechsel von Grünland, Staudenfluren, periodisch Wasser führenden Tümpeln, kleinen Teichen bis hin zu einzelnen Heideflecken ermöglicht einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten ein Auskommen. Der GLB ist der Schwerpunktbereich der faunistischen und floristischen Beobachtungen. Der Biotopkomplex ist durch Nährstoffeinträge und Verbuschung bedroht, so dass hier umfangreiche Pflegemaßnahmen erforderlich sind.
Mähwiesen sind wie Weideflächen nicht natürlich, sondern nehmen die Stelle von Wäldern ein. Mahd und Weidevieh halten die Holzgewächse fern, die sonst schon bald diese Flächen zurück erobern würden. Der dominierende Grünlandtyp im Bereich der Waldsiedlung ist die Mähwiese, Beweidung durch Rinder und Pferde kommt nur auf kleineren Flächen vor. Die Mahd bedeutet einen Einschnitt, dem nur die bodennahen Pflanzenteile entgehen. Nachfolgend herrschen für alle Pflanzenarten die gleichen Ausgangsbedingungen. Diejenigen, die am schnellsten nachwachsen, gewinnen die Oberhand und bestimmen den Aspekt der Wiesengesellschaft. In den bei uns üblichen zweischürigen Mähwiesen herrschen daher Obergräser und hohe Stauden vor. Neben der Mahd zeigt auch die Düngung Auswirkungen auf die Zusammensetzung unserer Wiesen. Die Düngung wird notwendig, da durch den Grünschnitt dem Bestand Stickstoff und Phosphor entzogen werden. Durch eine übertriebene Düngung setzen sich auf den Wiesen Stickstoff liebende Arten wie Löwenzahn oder Wiesenkerbel durch, die meisten anderen Arten werden verdrängt. Der Artenreichtum einer Wiese geht zurück.
Auf den Leonhardswiesen, der Nachtweide und entlang des Nidderufers finden wir Wiesenknopf – Silgen – Wiesen. Dabei handelt es sich um feuchte bis wechselfeuchte Wiesen, die zwei Mal im Jahr gemäht werden. An einigen Stellen haben sich Flutmulden gebildet in denen die Wässer der Überschwemmungen längere Zeit stehen bleiben. Dort haben sich eigenständige Pflanzengesellschaften entwickelt. Wo das Gelände etwas ansteigt, kommt der Glatthafer als Grasart hinzu. In den Entwässerungsgräben haben sich Hochstaudenfluren mit Mädesüß, Baldrian und Blutweiderich angesiedelt.
Ackerflächen spielen in der Umgebung der Waldsiedlung nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf den Ackerflächen bilden sich je nach Anbaufrucht und Bearbeitung verschiedene Ackerbegleitfloren aus. Der größte Teil dieser Pflanzen gehört nicht zu den einheimischen Pflanzenarten. Sie sind zusammen mit dem Ackerbau seit der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren hier eingeschleppt worden. Mit dem Aufkommen der Herbizide ist der Bestand stark verarmt. Früher massenhaft vorkommende Arten wie Klatschmohn und Kornblume sind selten geworden oder gar ganz verschwunden
So sind die bei uns vorkommenden Ackerbeikraut – Gesellschaften nur noch sehr artenarm.
Die Siedlungsflächen mit ihren Hausgärten sind größtenteils geprägt durch standortfremde Pflanzen und intensiv gepflegte Zierrasen. Stellenweise lassen sich aber Inseln ökologisch wertvoller Gartenkultur entdecken.
Die Gewerbeflächen sind meist artenarme Ruderalstandorte. Daher wurden sie keiner systematischen Kartierung unterzogen.
Die Tierwelt der Waldsiedlung
Säugetiere
Seit der Vereinsgründung werden Säugetierbeobachtungen notiert und ausgewertet. Neben Sichtbeobachtungen können auch Spuren zur Datenerhebung benutzt werden. Trotzdem bleibt diese Tiergruppe sicherlich unvollständig erfasst. Bis 1994 wurden
14 Säugetierarten beobachtet, durch die Ausweitung des Untersuchungsgebietes, verfeinerte Untersuchungsmethoden und die Biotop gestaltenden Maßnahmen konnten bis heute 22 Arten erfasst werden.
In den Waldgebieten und Gehölzen sind die Waldspitzmaus, die Rötelmaus und das Eichhörnchen anzutreffen. Daneben finden wir dort auch die Waldmaus sowie die Gelbhalsmaus. Im Übergangsbereich zur Siedlungsfläche leben die Feldspitzmaus und der Igel. Das früher hier vorkommende Kaninchen ist seit Jahren nicht mehr nachweisbar. Der Bestand am Feldhasen hat hingegen erfreulicherweise wieder zugenommen. Er kann in den Auewiesen und auf den Getreidefeldern wieder regelmäßig beobachtet werden. Hier finden sich auch Feldmaus und Maulwurf.
Am Nidderufer und den zuleitenden Gräben kann man Nutria und seltener den Bisam beobachten. Der Fuchs findet sowohl in den Wäldern wie auch auf den offenen Flächen sein Jagdrevier. Rehwild ist aufgrund des Reichtums an Deckung sowie dem vielfältigen Nahrungsangebot rund um die Waldsiedlung recht zahlreich vertreten.
Zwergfledermaus, Schermaus und Hausmäuse sind in Bereich der Ortslage nachweisbar, die Wanderratte konnte durch einen Todfund am Regenwasserüberlauf nachgewiesen werden.
Vögel
Die Erfassung der Avifauna ist zur Bewertung von Landschaftselementen elementar, denn Vögel sind äußerst strukturabhängig und beschreiben in ihrer Artzusammensetzung die Qualität eines Raumes. Hierfür wird den Leitarten, also den die Biotoptypen charakterisierenden, sowie den gefährdeten Arten besondere Bedeutung beigemessen.
Bei der Kartierung der Avifauna wurde eine optische sowie akustische Erfassung der Brutvögel, Nahrungsgäste und Durchzügler auf der Gesamtfläche durchgeführt. Hierbei wurde eine qualitative avifaunistische Erfassung vorgezogen.
Gefährdete Arten wurden zusätzlich quantitativ aufgenommen. Bei mehreren Kontrollgängen im Jahr wurde besonders auf Gesang, Territorialkampf, Balz, Nestbau, Eintragung von Futter geachtet. Wenn eine Vogelart mindestens zweimal an derselben Stelle gesehen wurden oder ein direkter Brutnachweis durch Nest oder Jungvögel erfolgte gilt die Art als Brutvogel.
Folgende 6 Biotoptypen wurden von Johann Wilhelm kartiert :
verbuschende Ruderal- und Niedermoor ähnliche Flächen im GLB Lichter Platz und Heegkopf.
Feuchtwiesen und Teiche im LSG Auenverbund Wetterau
Wald und Hecken
Ortslage Waldsiedlung
Nistkästen
Winterfütterungsplätze
LEGENDE ZU DEN KARTIERUNGEN
------------- Auwiesen westlich A 45
------------- Wald
------------- Streuobstwiesen
------------- GLB Lichter Platz und Heegkopf
------------- Siedlungsbereich Altenstadt OT Waldsiedlung
SG Sommergast WG Wintergast
JV Jahresvogel DZ Durchzügler
BV Brutverdacht BP Brutpaar
NS Nahrungssuche
Kartierungsflächen des Naturschutzrings Waldsiedlung
(Kartengrundlage: ãHLBG Auszug aus der TK 25: 5719 Altenstadt)
Artname
Graureiher
Nilgans
Weißstorch
Graugans
Schwarzmilan
Stockente
Rotmilan
Mäusebussard
Merlin
Turmfalke
Rebhuhn
Fasan
Kiebitz
Kranich
Uferschnepfe
Bekassine
Lachmöwe
Ringeltaube
Kuckuck
Türkentaube
Pirol
Waldohreule
Schleiereule
Steinkautz
Eisvogel
Mittelspecht
Buntspecht
Schwarzspecht
Grauspecht
Grünspecht
Rauchschwalbe
Mauersegler
Haussperling
Feldsperling
Hänfling
Girlitz
Grünfink
Stieglitz
Zeisig
Buchfink
Bergfink
Gimpel
Kernbeißer
Goldammer
Rohrammer
Schwanzmeise
Waldlaubsänger
Trauerschnäpper
Teichrohrsänger
Kormoran
Brachvogel
Habicht
Wasseramsel
Silberreiher
Hohltaube
Haubentaucher
Wanderfalke
Sperber
Rotdrossel
Teichhuhn
Schilfrohrsänger
Mehlschwalbe
Elster
Star
Schafstelze
Feldlerche
Gebirgsstelze
Bachstelze
Zaunkönig
Heckenbraunelle
Hausrotschwanz
Rotkehlchen
Gartenrotschwanz
Wacholderdrossel
Singdrossel
Amsel
Feldschwirl
Mönchsgrasmücke
Dorngrasmücke
Gartengrasmücke
Grauschnäpper
Zilpzalp
Wintergoldhähnchen
Sommergoldhähnchen
Haubenmeise
Blaumeise
Kohlmeise
Sumpfmeise
Tannenmeise